Heinrich von Kleist Biographie – Lebenslauf



Im Folgenden findet ihr eine ausführliche Biographie bzw. Lebenslauf von Heinrich von Kleist. Zu den Novellen Michael Kohlhaas und Das Erdbeben von Chili von Heinrich von Kleist findet ihr auch bei uns eine umfassende Zusammenfassung und Charakterisierung.

Bernd Wilhelm Heinrich von Kleist (geb. 18.10.1777 – gest. 20.11.1811)

1777 -1799 Geburt, Schulzeit und Militärdienst

Bernd Wilhelm Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 (nach eigenen Angaben am 10. Oktober) in Frankfurt an der Oder geboren. Sein Vater, Joachim Friedrich von Kleist, war in erster Ehe mit Caroline Luise, geborene von Wulffen, verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er Juliane Ulrike, geborene von Pannwitz. Nach zwei weiteren Mädchen wurde Heinrich und anschließend noch ein Bruder und eine Schwester geboren. Der Vater stammte aus dem Pommerschen Uradel und war wie viele seiner Vorfahren Soldat als Stabskapitän bei dem Regiment Prinz Leopold von Braunschweig. Durch Tod verlor Kleist bereits mit elf Jahren seinen Vater und mit fünfzehn Jahren seine Mutter. Die verwitwete Schwester seiner Mutter, Tante Massow, kümmerte sich liebevoll um die Kinder.

Da Heinrich bereits früh auf eine Militärlaufbahn vorbereitet wurde, hatte er Privatlehrer. Zunächst den Frankfurter Theologen Martini und ab dem Tode seines Vaters in Berlin den Professor Catel. Als Fünfzehnjähriger trat er als Korporalgefreiter in das Potsdamer Garderegiment ein. 1793 nahm er an dem Rheinfeldzug gegen Frankreich und an der Belagerung von Mainz teil. Ferner war er an weiteren Gefechten beteiligt. 1795 kehrte er nach Potsdam zurück und kümmerte sich dort mehr um wissenschaftliche und philosophische Studien, als um das Kriegshandwerk. Sein erster Schwarm war Luise von Linkersdorf. Immer mehr reifte in ihm die Überlegung, dass die Offizierslaufbahn nicht der richtige Weg für ihn sei und er bereitete sich durch Vorstudien auf den Besuch der Universität vor.

1799-1801 Universitätsstudium und erste Berufsanstellung

Im April 1799 ließ er sich aus dem Militär entlassen. Aller Widerstand und Warnungen zum Trotz entschied er sich zum Studium an der Universität in Frankfurt an der Oder. Aufgrund seiner vielseitigen Interessen belegte er eine Vielzahl von Vorlesungen aus verschiedenen Gebieten. Er war jedoch sehr reizbar und es fehlte ihn die nötige innere Ruhe und Zielstrebigkeit. Vom üblichen Studienleben hielt er sich fern und sein Seelenzustand wurde durch die Einsamkeit noch mehr verschlimmert. Nur mit der Nachbarfamilie von Zenge hatte er Umgang. Dabei verliebte er sich in die neunzehnjährige Tochter Charlotte Wilhelmine von Zenge. Diese lehnte anfangs seine Werbung ab und erst nach verstärkten Drängen wurde Anfang 1800 Verlobung gefeiert. Nach drei Semestern brach er das Studium ab und trat eine Volontärstelle im preußischen Wirtschaftsministerium Berlin an, damit wollte er die Grundlage zur Ernährung einer Familie legen. Im Sommer 1800 trat Kleist eine Reise durch Sachsen nach Franken bis Würzburg an. Diese Reise wird als Kurreise bezeichnet. Es wird jedoch vermutet, dass er hierbei als Wirtschaftsspion für das preußische Ministerium tätig war. Bereits 1801 hatte Kleist wieder eine seiner vielen Krisen und er sah kein Lebensziel mehr.

1801-1804 Parisreise und Aufenthalt in der Schweiz

Mit seiner Halbschwester Ulrike trat er Mitte April 1801 eine Reise nach Paris an. Dort fand er für sich neue Lebensziele und wollte aufgrund der Werke von Rousseau auf dem Lande leben und Landwirtschaft betreiben. Seine Verlobte war jedoch nicht bereit mit ihm diesen Weg zu gehen und trennte sich von ihm. Er zog dann in die Schweiz auf eine Insel im Thunersee. Dort schrieb er das Drama „Die Schroffensteiner“, das er bereits in Paris begonnen hatte, zu Ende. Im Sommer 1802 erkrankte er schwer und schwebte zwischen Leben und Tod. Seine Schwester Ulrike pflegte ihn und er genas wieder. Daraufhin besuchte er den Dichter Wieland in Weimar. Dieser war von seinem Entwurf des Trauerspieles „Guiskard“ sehr begeistert und sah in ihm den Nachfolger von Shakespeare. Da er jedoch meinte die hohen Erwartungen von Wieland nicht erfüllen zu können, brach er im September 1803 zu einer erneuten Fluchtreise in die Schweiz, Norditalien und Frankreich auf. In Paris verbrannte er die fertigen Teile des „Guiskard“ und brach auf der Rückreise in Mainz körperlich total zusammen. Erst im Juni 1804 konnte er nach monatelanger Pflege durch einen Arzt wieder nach Berlin zurückkehren. Dort versuchte er eine Stellung im preußischen Staatsdienst zu erhalten.

1804-1807 Königsberg

Aufgrund seiner guten Beziehungen erhielt er eine Stellung und übte diese bis August 1806 aus, wobei ihm viel Zeit für seine dichterische Tätigkeit blieb. In Königsberg traf er auch seine ehemalige Verlobte Wilhelmine wieder, die zwischenzeitlich Wilhelm Traugott Krug geheiratet hatte. Im Januar 1807 machte Kleist mit Freunden eine Wanderung von Königsberg nach Berlin. Dort wurde er von den Franzosen als möglicher Spion verhaftet und in ein Kriegsgefangenlager transportiert. Erst Mitte Juli 1807 wurde er wieder freigelassen und ging dann für zwei Jahre nach Dresden.

1807-1809 Dresden

In Dresden wurde er als Dichter öffentlich anerkannt und aufgrund seiner Bekanntschaft mit vielen Künstlern, Wissenschaftlern und Schriftstellern seiner Zeit, war diese Wirkungsperiode für ihn die fruchtbarste Zeit in seinem Leben. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit versuchte er sich auch als Buchhändler und Herausgeber von Zeitschriften. Sein Ziel eine Zeitschrift herauszugeben, die zum gemeinsamen Widerstand gegen Napoleon aufrief, scheiterte nachdem sich auch Österreich Napoleon ergab.

1809 -1811 Berlin und sein Freitod

Ab November 1809 zog Kleist nach Berlin und dort erschien im April 1810 das erste Band seiner Erzählungen (mit bekannten Werken wie „Die Marquise von O…“ und „Michael Kohlhaas“). Zu dieser Zeit gab es jedoch auch große Rückschläge für Kleist. So wurde die Aufführung des Schauspiels „Das Käthchen von Heilbronn“ abgelehnt und die neugegründeten „Berliner Abendblätter“ mußten wegen Zensur eingestellt werden. Auch der „Prinz von Homburg“ wurde mit einem Aufführungsverbot belegt. Weiterhin scheiterte eine erneute Anstellung im Staats- bzw. Militärdienst. In dieser trostlosen wirtschaftlichen und persönlichen Situation wuchs in ihm immer mehr der Entschluss seinem Leben durch den Freitod ein Ende zu setzen. Unterstützung fand er hierbei durch die unheilbar an Krebs erkrankten Henriette Vogel. Am 20. November 1811 fuhr Kleist mit ihr an den Wannsee. Mit ihrem Einverständnis erschoss er sie und anschließend sich. Noch am gleichen Abend wurden die Beiden an der Stelle der Tat begraben.

In seinem Leben ist Heinrich von Kleist immer wieder, auch nach schweren Lebenskrisen, auferstanden. Seinen Tod hat er nicht als Niederlage gesehen, sondern als einen Sieg über das nicht mehr lebenswerte Leben. Er war der Meinung, dass ihm auf Erden nicht zu helfen sei. Seine Unsterblichkeit hat er durch viele seiner Werke erreicht, die immer noch aufgeführt und gelesen werden.

Viel Spaß und Erfolg mit dem Lebenslauf von Heinrich von Kleist.



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