Parabel Beispiel – Gibs auf – Franz Kafka – Interpretation



In der Parabel Gibs auf von Franz Kafka, die erst nach seinem Tod im Jahr 1936 von seinem Freund Max Brod veröffentlicht wurde, geht es anscheinend um einen gescheiterten Neuanfang.

Eine Person macht sich am frühen Morgen auf den Weg zum Bahnhof. Sie vergleicht ihre Uhr mit der Turmuhr und stellt fest, dass es schon sehr später ist. Da diese Person sich in der Stadt nicht gut auskennt, gerät sie in Panik und fragt einen Schutzmann nach dem Weg. Dieser erwidert, dass die Person es aufgeben soll und wendet sich ab.

Die Parabel ist einsträngig aufgebaut, wodurch sie allgemein zugänglich ist und der Fokus auf der Hauptfigur und deren Taten liegt. Durch den zusammenhängenden Text ohne Sprünge wird die Parabel lückenlos und leicht verständlich wiedergegeben. Die Parabel wird von einen Ich-Erzähler erzählt. Dies ermöglicht dem Leser, sich in die Handlungen und Gedanken der Person hineinzuversetzen. Der normalsprachliche Stil spricht viele Lesergruppen an.

Franz Kafka beschreibt die Straßen als „rein“ und „leer“ (Zeile 1). Dadurch erwartet der Leser, dass der Protagonist reibungslos ohne Verspätung zum Bahnhof kommt. Beim Vergleichen der beiden Uhren schenkt er der Turmuhr mehr Autorität als seiner eigenen. Dabei zieht er nicht in Betracht, dass auch die Turmuhr falsch gehen könnte. Um den Bahnhof zu erreichen, muss er bei jeder Straßenecke sich entscheiden, welche Straße er gehen soll. Es entsteht dadurch der Eindruck eines Labyrinths. Der Schutzmann, von dem man ein vorbildliches Verhalten erwartet und von dem man denkt, dass er der Person weiterhelfen würde, verhält sich arrogant und hochnäsig. Der erste Satz der Parabel ist sehr kurz, wobei die Lage noch ruhig und entspannt ist. Der zweite Satz hingegen streckt sich über vier Zeilen. In diesem Satz verbreitet die Hauptperson Panik. Durch die Aneinanderreihung von vielen Sätzen im zweiten Satz wird die Orientierungslosigkeit der Person deutlich. Auffällig ist auch noch, dass der Schutzmann, auf eine normal gestellte Frage, zuerst eine Gegenfrage stellt, anstatt gleich eine Antwort zu geben. Dadurch will er dem Mann zeigen, dass er übergeordnet ist (Zeile 6). Den Ausspruch „Gibs auf“ (Zeile 7) wiederholt der Polizist zweimal, wodurch er hervorgehoben wird. Der kurze Dialog der Beiden erreicht eine Gegenüberstellung?

Aufgrund der dargelegten Untersuchungsergebnisse gehe ich davon aus, dass es sich hierbei um einen gescheiterten Neuanfang einer Person handelt. Anfangs hat die Person die besten Bedingungen für einen Neuanfang (Zeile 1). Der Bahnhof ist hierbei ihr Ziel, wo sie ihren Neuanfang beginnen will. Um das Ziel, den Neuanfang, zu erreichen, muss man Entscheidungen treffen, welche in der Parabel durch die Straßen (Zeile 1) dargestellt werden. Bei einem Neuanfang soll man sich nur auf sich selbst und seine Kenntnisse und Fähigkeiten verlassen und sich von keiner höheren Ordnung, wie zum Beispiel der Zeit oder in dieser Geschichte auch die Obrigkeit (Polizist), beeinflussen lassen. Für einen Neuanfang sollte sich jeder die  Zeit nehmen, die er braucht und sich nicht unter Druck setzen lassen, da jeder Mensch individuell ist. In der Parabel wurde hierbei der Bahnhof gewählt, da Franz Kafka zeigen wollte, dass, wenn man den einen Zug verpasst, es später noch weitere Möglichkeiten gibt sein Ziel zu erreichen. Dies gilt genauso auch für einen Neuanfang. Der Schutzmann (Zeile 5) steht in der Parabel, wie auch die Zeit, für die höhere Ordnung. Auf diese sollte man sich nicht verlassen, da diese einem bei einem Neuanfang nicht helfen kann. Der Ausspruch des Schutzmann „Gibs auf“ (Zeile 7) sagt der Person, dass der Neuanfang gescheitert ist, da sie sich darauf zu wenig vorbereitet hat.

Die in der Gesamtinterpretation ermittelten Tatsachen und Aspekte bestätigen meine Deutungshypothese, dass es um einen gescheiterten Neuanfang handelt. Ich finde diese Parabel sehr gelungen, denn sie zeigt, dass ohne eine gute Vorbereitung jeder Neuanfang scheitern muss.



27 Kommentare

  • paul müler

    Könntest Du in deiner Interpretation bitte drauf eingehen warum der Schutzmann sich mit seinen „Lachen allein sein“ will. Bzw der Protagonist die Vermutung hat, dass der Schutzmann mit seinen Lachen allein sein will? Ich finde dass das der eigentliche Knackpunkt dieser Parabel ist. Auch bin ich der Meinung dass Du vergessen hast zu erwähnen, dass aufgrund des Parabel-Charakters mehrere Deutungsmöglichkeiten vorhanden sind. Insgesamt finde ich aber deine Idee, einen Neuanfang als Interpretationsansatz zu wählen, nachvollziehbar und plausibel.

  • Franz

    Schreibe auch morgen Deutsch über Parabeln. Kenne mich zwar eigentlich gut aus, diese Interpretation hat mir aber trotzdem geholfen.

    Mein Lehrer hat mit uns nur über Franz Kafka und sein Leben gesprochen, und jetzt kommt er an und sagt, er fände keine gescheite Parabel von Franz Kafka und wir müssten uns im Internet über andere Autoren schlaumachen. Er sagte sogar, dass es eine sehr geeignete Seite gäbe, aber er hat sie uns nicht verraten )-:

    Und dann wundert er sich, dass die Klassenarbeit so schlecht ausfällt. Na ja…
    Zum Glück habe ich bei dem einen Stein im Brett.

  • anonym

    finde ich sehr gut, ich hab ein paar kleinigkeiten für meine hausaufgabe übernommen =)

  • ^o^

    Danke für die Interpretation (:
    Hat mir echt geholfen!

    Btw…mein Smiley is der Besteee 😀 😀

  • Anonymous

    ich schreibe morgen auch eine deutschklausur und ich fande deine interpretation sehr hilfreich. mir war auch nicht klar wie ich den hauptteil schreiben sollte dankeschön.

    es zieht sich ein roter faden durch die interpretation supi 😀

  • ich

    was genau ist ier die verbindung von inhalt und form??

  • baum man

    naja, musst noch sach- und bildebene zeigen, erster eindruck fehlt; aber sonst echt gut, sehr tiefgründig und detailliert, gute struktur und verbindung von inhalt und form, wär ne richtig gute 1 ^^

  • danylos

    ey jo danke
    hast geholfen
    keine problems meh

  • bet boy

    ja gut geschrieben

  • Anonym1993

    Hm kurz gesagt ist die Interpretation der Parabel „Gibs Auf“ von Franz Kafka sehr gelungen, jedoch könntest du dich meiner Meinung nach, die Beziehung zwischen dem „unsicheren“ Franz Kafka und dem „starken und erfolgreichen“ Vater mehr erläutern.
    Der Hintergrund seiner Parabeln spiegeln immer die gescheiterte Beziehung zwischen ihm und seinem Vater.