Heidelberg Entstehung, Entwicklung und Zukunft- ein geschichtlicher Überblick

Einleitung

Heidelberg ist nicht nur eine schöne, sondern auch in vielfacher Hinsicht eine merkwürdige Stadt. Wer heute die ewiglange Hauptstraße mit seinem Menschengedränge, den vielen Schaufenstern, Kaffes, Kneipen und Andenkenläden für die Touristen sieht, der denkt sicher nicht, wie die Straße aussah, als der Dichter Joseph Victor von Scheffel 1854 sein Lied „Alt Heidelberg du feine“ schrieb. Wer jedoch in eine der engen Seitengassen abbiegt, dem bietet sich teilweise noch heute ein Bild, das an die Zeit vor ca. 160 Jahren erinnert und wo sich baulich kaum etwas geändert hat. So liegen in Heidelberg Moderne und Geschichte nahe beieinander.

Entstehung und Lage

Die Stadt der Römer lag draußen in der Ebene ebenso die Dörfer Bergheim und Neuenheim. Aber in der Enge des Neckartales hatten sich Fischer, wo heute die Fischer- und Sandgasse verläuft, angesiedelt. Die Peterskirche war die Kirche dieser Bewohner. Auch neckaraufwärts, wo das Tal sich weiter verengt, entstanden Ansiedlungen, obwohl dieser Teil oft durch Hochwasser überschwemmt wurde. Somit wurde die Stadt nicht im Schutze einer Burg gegründet, sondern zum Schutz der Stadt wurde eine Burg gebaut. Kaiser Friedrich I. Barbarossa übertrug die Pfalzgrafenwürde auf seinen Halbbruder Konrad. Dieser verlegte seinen Wohnsitz von Bacharach auf die Burg Heidelberg und ab 1196 ist Heidelberg erstmals urkundlich erwähnt. Nach der Stadtgründung wurden in Heidelberg viele Klöster gegründet (z.B. Franziskaner, Augustiner und Dominikaner). Im Jahr 1386 gründete Kurfürst Ruprecht I. als 3. Hochschule im Heiligen Römischen Reich die Universität Heidelberg.

Konfessionelle Auseinandersetzungen und Unruhen

Zur Zeit und nach der Reformation gab es in Heidelberg und der Kurpfalz viele konfessionelle Auseinandersetzungen. Die Glaubensrichtungen der Kurfürsten änderten sich ständig. Es gab Lutheraner, Calvinisten und Katholiken. Die Kurfürsten gaben unterdrückten Glaubensgenossen aus anderen Ländern und Regionen Zuflucht. Ein weiterer Unruheherd waren die vielen Studenten aus verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Schichten (bürgerlich oder adlig). Hierbei ging es hauptsächlich um die unterschiedlichen Privilegien. Bei der deutschen Revolution 1848 verließen viele Studenten Heidelberg, da ihre Forderungen nicht erfüllt wurden. Im 15. Jahrhundert gab es in Heidelberg viele Hexenprozesse und die Hexen wurden auf dem Markplatz verbrannt. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhundert gab es aufgrund von Kriegen, Hungersnot und Seuchen in Deutschland viele Personen ohne festen Wohnsitz. Einige schlossen sich zu Banden zusammen und raubten und plünderten. Am 31.07.1812 wurden auf dem Marktplatz in Heidelberg vier Räuber darunter der Hölzerlips hingerichtet.

Heidelberg und die Kurpfalz ein Zankapfel der europäischen Geschichte

In Heidelberg wurden aber auch große Feste im Mittelalter zum Beispiel große Ritterturniere und 1613 die Hochzeit des 16 jährigen Kurfürsten Friedrich V. mit der 16 jährigen englischen Prinzessin Elisabeth Stuart gefeiert. Hierbei gab es 2000 Gäste die tagelang feierten. Die Gesamtkosten für die Feierlichkeiten betrugen 300.000 Gulden. 1619 nahm Friedrich die Wahl zum böhmischen König an. Dieses Schauspiel dauerte aber nur ca. ein Jahr. In der Geschichte wird er nur als Winterkönig bezeichnet. Nach seiner militärischen Niederlage musste er in die Niederlande fliehen. Danach wurde 1622 Heidelberg nach elfwöchentlicher Belagerung von Tilly erobert. Hierbei wurde die berühmte Bibliotheca Palatina geraubt und als Dankesgeschenk dem Papst Gregor XV. überreicht. Die Bemühungen von Friedrich seine Kurpfalz wieder zu bekommen schlugen fehl. Am Morgen des 29. November 1632 starb er an der Pest. Die geringen Zerstörungen von Heidelberg wurden bald beseitigt. Sein Sohn Karl Ludwig erhielt 1649 nach dem Westfälischen Frieden die Kurpfalz in der verkleinerten Form zurück. Dessen Tochter Elisabeth Charlotte wurde von ihrem Vater aus politischen Gründen mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen Königs Ludwig XIV., verheiratet. Als sein Sohn und Nachfolger Karl II. am 16. Mai 1685 in Heidelberg ohne erbberechtigte Nachkommen starb, erhob der französische König Ludwig XIV. für seinen Bruder, den Herzog von Orleans, der mit Liselotte der Schwester Karls II. vermählt war, Erbansprüche auf die Pfalz. Von 1688 – 1693 folgte der Pfälzische Erbfolgekrieg. Dabei wurde Heidelberg und sein Schloss von General Melac zerstört. Es dauert fast 100 Jahre bis Heidelberg wieder aufgebaut war. Das Schloss aber blieb eine Ruine. Da die Heidelberger Protestanten es nicht zuließen, dass die evangelische Heiliggeistkirche künftig vom katholischen Kurfürst Karl III. Philipp nur noch als katholische Kirche benutzt wird, verlegte dieser ärgerlich seine Residenz 1720 nach Mannheim.

Die Romantik und Blütezeit der Universität

Als Napoleon Europa beherrschte entstand in Heidelberg die Romantik. Berühmte Dichter, Gelehrte und Künstler arbeiteten in Heidelberg und schufen Gedichte, Gemälde und Lieder. Die Universität blühte, da viele bekannte Gelehrte dort unterrichteten, was viele neue Studenten anzog. 1815 war Heidelberg das Hauptquartier der gegen Napoleon verbündeten Länder. Der Zar Alexander, der Kaiser Franz und viele Fürsten und Generäle waren zu dieser Zeit in Heidelberg. Es gab große Feste, Paraden und die erste Schlossbeleuchtung.

Nachkriegszeit

Im 2. Weltkrieg wurde Heidelberg Gott sei Dank nicht zerstört, da die Amerikaner dort ihr Hauptquartier errichten wollten. Bis 2014 waren amerikanische und Nato-Soldaten in Heidelberg stationiert. Heute ist Heidelberg eine Stadt von ca. 160.000 Einwohner und hat einen großen Studentenanteil. Heidelberg ist das Dienstleistungs- und Wissenschaftszentrum der Rhein-Neckar-Region. Bedeutende Firmen sind heute in Heidelberg und der näheren Umgebung angesiedelt. Wichtig für die Stadt ist auch der Tourismus. Hierfür ist es notwendig, dass das Bild der Universitäts- und Romantikerstadt mit seiner weltbekannten Schlossruine auch in der Zukunft erhalten bleibt und nicht durch einen unnötigen Wandel zerstört wird.

Viele Grüße von einem Heidelbergfreund!